Jos. Buchhorn (T), O. Lob (M), 1897, BP
1.
Student sein, wenn die Veilchen blühen, das erste Lied, die Lerche singt, der Maiensonne junges Glühen triebweckend in die Erde dringt. Student sein, wenn die weissen Schleier vom blauen Himmel grüssend weh’n: Das ist des Daseins grösste Feier! Herr, lass’ sie nie zu Ende geh’n.
2.
Student sein, wenn die Humpen kreisen in lieberschloss’nem Freundesbund, von alter Treue bei den Weisen der Väter jauchzt der junge Mund. Student sein, wenn die Herzen freier auf der Begeist’rung Höhe steh’n: Das ist des Daseins grösste Feier! Herr, lass’ sie nie zu Ende geh’n.
3.
Student sein, wenn zwei Augen locken, ein süsser Mund verschwiegen küsst, dass jählings alle Pulse stocken, als ob im Rausch man sterben müsst’. Student sein in der Liebe Morgen, wenn jeder Wunsch ein frommes Fleh’n: Das ist das Leben ohne Sorgen! Herr, lass es nie zu Ende geh’n, zu Ende geh’n!
(4.)
Student sein, wenn die Hiebe fallen im scharfen Gang, der selbst gewählt, im blut’gen Aufeinanderprallen der Mut sich für das Leben stählt. Student sein, wenn dein’ einzig’ Sorgen, ob fest und tapfer du wirst steh’n an deines Lebens Wagemorgen: Herr, lass’ die Zeiten nie vergeh’n!
5.
Student sein, wenn die Veilchen blühen, das erste Lied, die Lerche singt, der Maiensonne junges Glühen triebweckend in die Erde dringt. Student sein, wenn die weissen Schleier vom blauen Himmel grüssend weh’n: Das ist des Daseins grösste Feier! Herr, lass’ sie nie zu Ende geh’n.