J. W. v. Goethe (T), T. Ebenwein (M), 1810, BFP
1.
Hier sind wir versammelt zu löblichem Tun, drum Brüderchen, ergo bibamus! Die Gläser, sie klingen, Gespräche, sie ruh’n; beherziget, ergo bibamus! Das heisst noch ein altes, ein tüchtiges Wort und passet zum ersten und passet so fort, und schallet ein Echo vom festlichen Ort, ein herrliches ergo bibamus!
2.
Ich hatte mein freundliches Liebchen geseh’n, da dacht’ ich mir: ergo bibamus! Und nahte mich freundlich – da liess sich mich steh’n; ich half mir und dachte: bibamus! Und wenn sie versöhnet euch, herzet und küsst, und wenn ihr das Herzen und Küssen vermisst, so bleibet nur, bis ihr was Besseres wisst, beim tröstlichen ergo bibamus!
3.
Mich ruft das Geschick von den Freunden hinweg; ihr Redlichen: ergo bibamus! Ich scheide von ihnen mit leichtem Gepäck, drum doppeltes ergo bibamus! Und was auch der Filz vom Leibe sich schmorgt, so bleibt für den Heitern doch immer gesorgt, weil immer der Frohe dem Fröhlichen borgt; nun, Brüderchen, ergo bibamus!
4.
Was sollen wir sagen vom heutigen Tag? Ich dächte nur, ergo bibamus! Er ist nun einmal von besonderem Schlag, drum immer aufs neue: bibamus! Er führet die Freunde durchs offene Tor, es glänzen die Wolken, es teilt sich der Flor, da leuchtet ein Bildchen, ein göttliches, vor, wir klingen und singen: Bibamus!