O. v. Reicher (T), 1858, BFP
1.
So pünktlich zur Sekunde trifft keine Uhr wohl ein als ich zur Abendstunde beim edlen Gerstenwein; da trink’ ich lang’ und passe nicht auf mein Zifferblatt; ich hör’s am leeren Fasse, wieviel’s geschlagen hat.
2.
Geh’ nachts ich vom Gelage, mit frohem Sang nach Haus, so kenn’ ich ohne Frage mich in der Zeit doch aus. Man kennt’s an meinem Gange, am Gange krumm und grad; man kennt es am Gesange, wieviel’s geschlagen hat.
3.
Seh’ ich ein Haus von weitem, wo ein lieb’ Mädel träumt, sing’ ich zu allen Zeiten, ein Lied ihr ungesäumt. Und wird’s im Zimmer helle, wär’ es auch noch so spat, so weiss ich auf der Stelle, wieviel’s geschlagen hat.